Interview

Ihr Roman „Schmetterlinge aus Marzipan“ ist in der Ich-Form geschrieben. Wieviel von Ihnen steckt in Ihrem Buch?

Eine gute Freundin von mir hat gesagt, sie liest das Buch auch ein bisschen als Detektivspiel. Von mir stecken offenbar mehr Details im Buch als mir selbst klar ist.

Dass meine Hauptfigur beispielsweise im Krankenhaus arbeitet, liegt natürlich daran, dass ich selbst während meiner Studienzeit so viel im Krankenhaus gearbeitet habe. Das ist mir nicht nur vertraut, ich mag Krankenhäuser auch ausgesprochen gern. Es hat mir also Spaß gemacht, Nina dort arbeiten zu lassen. Und es ist auch kein Zufall, dass Nina und ich beide gern backen. Nina kann das aber bestimmt besser als ich.

Die Ich-Form habe ich allerdings nicht gewählt, weil meine Hauptfigur so viel von mir hat. Ich wollte einfach möglichst hautnah schildern, wie es ihr bei dem geht, was sie so macht. Ich wollte, dass man gemeinsam mit ihr all die für sie neuen Dinge erlebt.

Es kommen ja viele Männer in dem Buch vor. Gibt es die denn auch im richtigen Leben?

In Reinform natürlich nicht, sie sind alle Mischungen aus Männern, die ich kenne, und Männern, von denen mir Freundinnen erzählt haben. Ein Mann hat allerdings einer Figur ohne sein Wissen so viele Details beigesteuert, dass ich befürchte, er wird sich erkennen, wenn er das Buch liest. Deswegen bin ich auch ein bisschen nervös.

Aber es war auf jeden Fall ein großes Vergnügen, dass ich entscheiden durfte, was die Männer in meinem Buch sagen und tun. Im richtigen Leben ist das ja nie so. Da wäre das aber wohl auch ziemlich langweilig.

Haben Sie denn selbst Erfahrung mit Partnersuchagenturen?

Eine Bekannte hatte mich vor einiger Zeit gebeten, ihr bei der Suche über Parship zu helfen, der Vorlage für meine Partnersuchagentur Doublecheck. Meine Bekannte brauchte einerseits Beistand und hat sich andererseits nicht zugetraut, die passenden Worte zu finden. Völlig größenwahnsinnig habe ich sofort zugesagt. Ich dachte, das kann ich und das kann ich mir vor allem nicht entgehen lassen. Es war wahnsinnig spannend – und ich war froh, dass sie die Männer treffen musste und nicht ich. Ich habe nur die ganzen Briefe der Männer gelesen und den größten Teil der Antworten geschrieben.

Und, war sie erfolgreich?

Ja! Sie sagt allerdings, ihr Auserwählter ist der Einzige, an den sie die Briefe selber formuliert hat.

Nina ändert ihr Leben ja ziemlich radikal. Haben Sie damit auch persönlich Erfahrung?

Das ist das Thema, das mir bei meinem Buch besonders am Herzen lag: Ich war in meinem Leben sehr oft dazu gezwungen, Dinge zu ändern und neue Wege zu gehen. Das war manchmal sehr mühsam, aber in meinem Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass es deutlich schwieriger ist, aus einer stabilen Situation auszubrechen, selbst wenn es sich nicht oder nicht mehr gut anfühlt.

Ich wollte mit meinem Buch auserzählen, wie man aus einer wirtschaftlich sicheren Position, die einem längst nicht mehr guttut, ausbrechen kann. Das bringt viel Unsicherheit mit sich, aber eröffnet auch Chancen. Und die kann man nutzen, wenn man beherzt ist.

Das wäre mein Wunsch: Dass es Personen gibt, die mein Buch lesen und sich daraufhin überlegen, ob sie auch so beherzt sein könnten. Das ist ja alles unsere Lebenszeit und es gibt nichts Schlimmeres, finde ich, als die zu verplempern. Mir geht es nicht darum, abzuhauen oder aufzugeben, sondern die Augen offenzuhalten, ob man sich noch auf der richtigen Straße befindet oder mal abbiegen sollte. Nina biegt jedenfalls ab.

Was aber auch daran liegt, dass sie ihren Mann verlässt.

Das stimmt – und sie verlässt ihn sogar nur deswegen, weil er sie so offen betrügt, dass sie nicht mehr so tun kann, als wüsste sie von nichts. Aber danach nimmt sie sich am Schopf und zieht sich aus dem Sumpf. Und das lohnt sich, weil es sich immer lohnt, sich selbst am Schopf zu packen.

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